Kolloquium /Treffen Netzwerk Alternative zur Psychiatrie
Am 19. Oktober in Censier von 10 bis 20 Uhr.

KOLLOQUIUM: Welche Alternativen gibt es?
Netzwerk Netzwerk-Alternativen zur Psychiatrie

Forum + Vorführungen von Videobriefen + Performance.
Offen für alle und jeden

19. Oktober 2022
Amphitéàtre B, von 10:00 bis 19:00 Uhr
Censier, 13, rue de Santeuil,
Paris 5e

1975 wurde in Brüssel das internationale Netzwerk ‚Alternativen zur Psychiatrie‘ gegründet. In Frankreich reagierte das Netzwerk auf die Erfahrungen mit der Sektorisierung der Psychiatrie, die trotz ihres Integrationsversuchs zeigte, dass die mit den psychiatrischen Krankenhäusern verbundene Stigmatisierung und Misshandlung nicht mit einer einfachen geographisch-demographischen Neuorganisation der psychiatrischen Dienste endete.
Das Netzwerk entsprach aber auch der Notwendigkeit, die Kämpfe gegen die psychiatrische Einschließung nicht von den Kämpfen der Beschäftigten im Bereich der psychischen Gesundheit, den Alternativen zur Psychiatrie oder dem Recht der Psychiatrisierten auf Beteiligung an den sie betreffenden Angelegenheiten zu trennen.
Damals ging es laut Félix Guattari darum, „eine militante Praxis der Psychiatrie zu schaffen, die nicht in sich geschlossen ist, sondern die Probleme der psychischen Krankheit mit breiteren sozialen Kämpfen, mit einem sozialen und politischen Bündnis verbindet“ (Netzwerk Alternative zur Psychiatrie, 1977, 93). Alternativen zur Psychiatrie würden mit anderen Kämpfen übereinstimmen, die Veränderungen auf der Ebene der Subjektivität, des Rassismus, der Frauenemanzipation, des Volkswissens und der Alternativen voraussetzen. Dies wäre nur unter der Bedingung möglich, dass alle Betroffenen daran teilnehmen.

Heute entsprechen die schweren Trends in der Psychiatrie der Zeit, die sich an den Geboten des Neoliberalismus ausgerichtet hat. Aber diese abschleifende und eindimensionale Modernität lässt die Mehrheit der Patienten, ihrer Angehörigen und der Betreuer leiden. Dennoch entstehen Initiativen, die weiterhin nach alternativen Wegen im Geiste des alten Netzwerks suchen.

Im sozialen und politischen Bereich kommen zu den Kämpfen der damaligen Zeit mit größerer Wucht Probleme hinzu, die mit der Einwanderung, der Ökologie und der Zerstörung des Planeten, mit Rassismus, der kapitalistischen Kontrolle der Subjektivitäten, dem Sicherheitsdogma und der Zerstörung der Lebensweisen von Minderheiten verbunden sind. Daher ist es wichtig, das Zusammentreffen von Gruppen zu fördern, die Träger dieser Problematiken sind. Dies wird das Ziel dieses Tages sein.

Wir laden Sie ein, einen Raum für die Artikulation von Alternativen, für Unterstützung und Solidarität, für gegenseitiges Lernen zu schaffen, in dem alle Betroffenen zu Wort kommen können: Kollektive, Psychiater, Nutzer, Krankenschwestern, Psychologen, Familien, Forscher, Pädagogen….

Ein vielstimmiges und offenes Treffen… Der Tag wird sich um die Präsentationen der verschiedenen Kollektive, die von den internationalen Kollektiven eingesandten Videos und die anschließenden Palaver drehen. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und gefilmt, damit sie mit den teilnehmenden internationalen Kollektiven und allen, die nicht persönlich anwesend sein können, geteilt werden kann.

 

 

PROGRAMM

Beiträge von Fantazio während des gesamten Symposiums.

10-00: 10:20 – Einführung / Eröffnungswort
Susana Caló, François Pain, François Marcelly-fernandez
Paul Brétécher – Ein Stück Geschichte

10:20 – 12:00 – Einige kollektive Erfahrungen in Frankreich

La Trame
Les ami.es de La Chesnaie (Die Freunde von La Chesnaie)
Kollektiv von La Borde
L’Autre „lieu“ – R.A.P.A. (durch Zoom)
Centre Artaud und die Vereinigung Humapsy.

11 :45 – 12 :15 – Diskussion

12 :15 -13 :00 – Das Brasilien der Peripherie – Peter Pál Pelbart.
Area 174, Radio Fragola, Gorizia – Videobrief
Videobrief Minneapolis – Lyn Corelle und Sasha Warren.

13 :00 – 14 :30 Mittagspause
Internationale kollektive Erfahrungen. Freie Sichtung von Videobriefen und Materialien internationaler Kollektive*.

14 :30 – 16 :00 – Einige kollektive Erfahrungen in Frankreich.
Der TRUC
Immer noch glücklich. Le Mans La Fonderie (Die Gießerei)
Kollektiv deconniatrie
Kollektiv aus Marseille

16:00 – 16:30 Diskussion

16:30h – 17 :00 – Pause

17:00 – 18:00 Uhr – Kollektives Forum.
Welche Möglichkeiten des „Nomadentums“ gibt es unter den Kollektiven?
Welche Formen der gegenseitigen Unterstützung?
Austausch über zukünftige Aktionen.

18 :30 – 19 :00 – Abschlussperformance von Fantazio.

* Internationale kollektive Erfahrungen :
Area 174, La Collina Cooperativa Sociale, Radio Fragola, Lunatico Festival, Guillermo Giampietro, Vozes de dentro, Radio Nikosia, Radio Vilardevoz, (Não) coma o Microfone, Coletivo de Pesquisa em Antropologia e Saúde (CPaS-1), BAPHORAU, Radio Nikosia, Asamblea Instituyente por Salud Mental, Desmanicomialización y Vida Digna, Marcha por Salud Mental, Desmanicomialización y Vida Digna, Other Ways to Care, Safer Use Sketches, Maccess, Left Psychotherapy Discord Server, Project LETS, Lyn Corelle and Sasha Warren (video letter from Minneapolis), The Wildflower Alliance. , Paola Debellis, Pantxo Ramas, e Cristina Ribas.

Die Veranstaltung wird vom Radiokollektiv La Parole Errante aufgezeichnet und ausgestrahlt.

Der Tag ist Teil der Veranstaltungswoche Guattari + 30 im Monat Oktober.
Organisation Association Chaosmosemedia.
Infos: chaosmosemedia.net / chaosmosemedia@gmail.com